VISIONS Autor Sascha Krüger über das kommende Album NO ME MIRES
Mit „No Me Mires“ legen Bad Moon ein Konzeptalbum vor, das das Narrativ eines Protagonisten nachzeichnet, der unter Zuhilfenahme von Therapien, Innenschau und vor allem allerlei Pillen auf der verzweifelten Suche nach innerer Stabilität und Zufriedenheit ist - und diesen Punkt am Ende gründlich verfehlt, wie der Titel des finalen Songs „Here Comes The Darkness“ unschwer erahnen lässt. Man denkt dabei an eine literarische Tour de Force, wie sie etwa Bret Easton Ellis oder David Foster Wallace in einer ganzen Reihe von Romanen formuliert haben. Doch das war nicht die Quelle: „Wenn überhaupt, so bin ich bei diesen Erzählungen immer wieder inspiriert worden von dem Weg, den Ian Curtis nahm oder nehmen musste“, berichtet Sänger und Texter Jörg Willerscheidt
Zu Beginn dieser abgeschlossenen Story wird der Protagonist in eine stationäre Therapie eingewiesen - „es ist ein schicker und schöner Ort, an den er verbracht wird“, erzählt Jörg, „und man erzählt ihm dort, dass man ihn wunderbar heil machen wird. Stattdessen wird dieser Mensch dort dermaßen durchmanipuliert, dass von ihm am Ende gar nichts mehr übrig ist. Es ist eine Geschichte darüber, wie ein Mensch sich komplett verliert, der doch eigentlich auf der Suche nach sich selber war.“ Ein innerlicher Verfall über zehn Stationen - mit Blicken in die Kindheit des Protagonisten, wie in „Backdrop“, mit dem Abfüllen mit Psychopillen, wie in „Dreamshow“, die für einen kurzen Moment einiges besser machen, aber dann zu einer gefährlichen Psycho-Abfahrt führen. Und mit immer wieder aufkeimenden Momenten der Selbsteinsicht des Protagonisten, bei denen er erkennt: „Ich bin am Arsch. Und das bleibe ich auch.“
Es gebe durchaus gewisse autobiografische Züge an der Geschichte, verrät Jörg - zwar nicht im direkten Sinne, dass er ein ähnliches Erlebnis gemacht hätte; aber doch so, dass „ich in mir selber immer wieder solche Momente entdecke, wo ich mir so sehr wünsche, ein anderer zu sein, dann im Rasch glaube, dafür einen Weg gefunden zu haben - und nach dem Erwachen feststelle, dass ich natürlich immer noch der alte bin. Es gibt eben diese Dinge, die man braucht, um mal wieder ein Licht zu sehen, und ob der Weg hin zu einem solchen Licht der richtige ist, das weiß man immer erst in der Rückschau. Deshalb wollte ich für andere, aber auch für mich eine solche Geschichte einmal von A bis Z selber durcherzählen.“ Der Titel „No Me Mires“ - was übersetzt „Schau mich nicht an“ heißt und ursprünglich aus dem „Haus des Geldes“-Prequel „Berlin“ stammt - bezieht sich dabei auf all die namenlosen Gesichter, die uns in unserem Scheitern immer wieder zusehen. Und die doch immer nur einen Teil der Wahrheit dabei aufnehmen, und oft genug nicht einmal das. Von all diesen Gesichtern erzählen auch die Videos zu den Songs, denn jedes der zehn Stücke erhielt eigene bewegte Bilder.
Dieses Album ist darüber hinaus in vielerlei Hinsicht auch eine Zäsur für Bad Moon. Zum einen, weil es die letzte Mitarbeit von Keyboarder Frank ist, der nach Beendigung der Aufnahmen seinen Hut nahm - und künftig ersetzt wird durch den neuen zweiten Gitarristen Matthias Hein, was dem Bad Moon-Sound todsicher noch wieder einen neuen Schwung und Drive verleihen wird. Zum anderen erfüllt sich mit diesem Album ein Jugendtraum von Jörg: „Seit ich Teenager bin, schätze ich das Langstrumpf-Label sehr, und ich wollte schon immer mal mit ihnen zusammen arbeiten“, erzählt er. Mit diesem Album nun sind sie bei Langstrumpf angekommen. Und Bad Moon mit dieser Platte mehr denn je bei sich selber. Nun kann eigentlich nichts mehr schief gehen bei der Eroberung der eher dunklen Ecken unserer Seele. (Sascha Krüger / Visions / Mint)
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